Freitag, 22. Oktober 2010

“Das Spiel des Engels“ von Carlos Ruiz Zafón

“Das Spiel des Engels“ von Carlos Ruiz Zafón

Wertung
Spannung
Handlung
Emotionen
Sprache


Inhalt
David Martín ist zarte 17 Jahre alt, als er zum Waisen wird – sein Vater wurde bei der Ausübung seines Jobs als Nachtwächter erschossen, aus welchen Gründen auch immer. Sein Vater war Wächter bei einer kleinen Zeitung, in welcher David selbst nur kleine Dinge schreiben darf. Er selbst fühlt sich unterfordert und freut sich daher umso mehr, als Signor Vidal, Davids größter Unterstützer, nun wo dessen Vater tot ist, ein gutes Wort für seinen Schützling einlegt und dieser tatsächlich die Möglichkeit bekommt, eine kleine Geschichte für die Rückseite der Zeitung schreiben zu dürfen. Hierbei kommt Martíns schriftstellerisches Talent zum Vorschein und es dauert nicht lange, dass er diese Rückseite auf Dauer füllen soll und zwar immer mit neuen Fortsetzungen seines „Geheimnisse von Barcelona“.
Martíns Talent bleibt auch der gesamten Bevölkerung nicht verborgen und so erhält er letztlich eine dubiose Einladung des unbekannten Verlegers Andreas Corelli, ein bestimmtes Bordell zu besuchen. Nach einigem Zögern geht er dieser Einladung nach und fühlt sich wie in seine Geschichte versetzt – noch mysteriöser wird es allerdings noch, als er am nächsten Tag feststellt, dass eben jenes Bordell schon seit Jahren nicht mehr existiert. Schließlich hat David die Nase voll von seinem kleinen Tageblatt und mit der Unterstützung von Vidal versucht er nun, Schriftsteller zu werden. Er zieht seine kleinen Geschichten nun zu ganzen Büchern auf, jedoch unter einem Synonym. Doch auch diese öden ihn nach einiger Zeit an und so nimmt er sich ein Jahr beim Verlag frei, um ein richtiges, bedeutendes Buch zu schreiben. In eben jener Zeit eilt Cristina Sagnier zu ihm, die Liebe seines Lebens. Eben jene hat wie er Pedro Vidal viel zu verdanken und so beschließen die Beiden, dessen Buch, das leider sehr schlecht war, noch einmal neu zu verfassen, es Vidal jedoch nie zu sagen und ihn glauben zu lassen, dass dies sein Erfolg sei. Martín hofft zusätzlich, dass er in dieser Zeit eine Beziehung zu Cristina aufbauen kann, doch diese blockt ab. Vielmehr heiratet sie sogar später Vidal, was ihn in ein tiefes Loch stürzt. Passend zu diesem Zeitpunkt meldet sich der mit Geheimnissen umwobene Verleger Corelli wieder und macht Martín ein Angebot, dass er kaum ausschlagen kann: Für eine reichliche Bezahlung im Voraus soll er ein Buch schreiben, in welchem er eine neue Religion gründet. Zusätzlich will er ihn von dem Tumor, den David in letzter Zeit befallen hat, heilen. Doch dieses Buch, das nun geschrieben werden will, stürzt David in viele Dinge, von denen er eigentlich nie etwas wissen wollte.

Anmerkung zum Buch
Ich habe mir das Buch mit hohen Erwartungen ausgeliehen und die ersten Seiten regelrecht verschlungen – immerhin befinden wir uns etwa zur gleichen Zeit wie in „Der Schatten des Windes“ und es gibt Orte und Personen, die man bereits aus dem Vorgänger kennt. Doch als ich die erste Hälfte des Buches hinter mir hatte, wusste ich es definitiv: Mit diesem Buch kann ich einfach nicht warm werden.
Es war ein schönes Grundgerüst geschaffen und der Anfang klang für mich, als könnte er wirklich vielversprechend werden – auch die Charakter-Bandbreite fand ich sehr gut, wirklich, da war von allem etwas dabei; eine tragische Liebe, das Mädchen, das einem davor bewahrt durchzudrehen, der Bösewicht des Stückes und viele einzelne Figuren, die zu einem überzeugenden Gesamtbild beigetragen haben. Sowieso hat der Autor hier nichts verlernt, denn all die Verbindungen zwischen verschiedenen Personen und Orten sind einfach einwandfrei und spannend zu lesen. Etwas, was mich vielmehr störte, war das Tempo des Buches. Es gab Stellen, da musste ich mich wirklich zum Weiterlesen zwingen, denn es wurde alles sehr träge. Doch wenn dann etwas passiert, dann geht alles Knall auf Fall. Man weiß am Ende des Kapitels eigentlich schon gar nicht mehr, wo einem der Kopf steht. Außerdem hat Zafón mit diesem Buch eine viel abstraktere Art zu Schreiben eingeführt. Diesmal sind viele übernatürliche Faktoren mit drin – teilweise auch von Buchvorbildern adaptiert wie etwa „Faust“ – welche zwar nicht großartig stören, mich allerdings irritiert haben, da es doch tatsächlich sehr vom Vorgänger-Buch abweicht. Ich habe da immer noch auf den Kniff gewartet, der alles wieder ins Reale zurückholen wird, aber der kam nicht. Vielleicht ist auch dies einer der Faktoren, der mich zu dieser eher schlechten Beurteilung des Buches gebracht hat; meine Erwartungen waren zu sehr abhängig vom Vorgänger als dass ich alles distanziert betrachten könnte.
Zafón wollte dieses Buch ähnlich wie „Der Schatten des Windes“ gestalten, jedoch aus diesem Buch ein noch größeres Kunstwerk machen (so habe ich es zumindest im Internet gelesen) ; einerseits ist ihm dies gelungen, aber eben auch auf die Kosten von solchen Lesern wie mich. Denn hier ist der Stil und besonders das Ende so abstrakt gestaltet, dass man wirklich sehr viel selbst interpretieren soll und auch muss. Ich habe es zwar getan und das Buch auf meine eigene Art und Weise verstanden, andererseits fehlt mir daher aber auch die klare Linie, die ich am Ende eines Buches gerne habe.
Sicher gäbe es hier noch viel mehr Faktoren, auf die ich eingehen könnte, aber ehrlich gesagt liegt es nun auch schon wieder einen Monat zurück, dass ich es gelesen habe – verzeiht mir also bitte die Vernachlässigung des einen oder anderen Aspekts, den ihr hier vielleicht vermissen mögt, ich habe mein Bestes versucht.

Fazit
Wenn man sich von „Der Schatten des Windes“ losreißt und dieses Buch betrachtet, als wäre der Vorgänger nie gewesen, so kann man es sicher nur weiterempfehlen. Allerdings sollte man sich hierbei aber auch von vorne herein im Klaren sein, dass man nicht umhin kommt, selbst seinen Kopf anzustrengen, um das Buch wirklich zu verstehen – oder zumindest sein Ende.

2 Kommentare:

  1. Halli hallo,

    schöner Blog :)
    "Das Spiel des Engels" habe ich mir auch einmal gekauft, aber dann sollte ich es bekommen und habe es wieder zurückgebracht. Jetzt hat diese Person, von der ich es bekommen sollte es vergessen. Das heißt, ich kaufe mir dieses Buch wieder. Son Mist aber auch.

    Deine Lucian

    AntwortenLöschen
  2. Ich glaube, das Buch werd ich mir auch besorgen :)

    AntwortenLöschen