Donnerstag, 29. Juli 2010

"Der Schatten des Windes" von Carlos Ruiz Zafón

“Der Schatten des Windes“ von Carlos Ruiz Zafón

Wertung
Spannung
Handlung
Emotionen
Sprache


Inhalt
Barcelona, 1945. Daniel Sempere, noch ein kleiner Junge, gesteht seinem Vater, dass er sich nicht mehr an das Gesicht seiner vor Jahren verstorbenen Mutter erinnert. Doch anstatt dass er nun seinem Sohn Fotos, Briefe oder alte Erinnerungen aufzeigt, reagiert der Vater ganz anders darauf: Er nimmt ihn des Abends an die Hand und führt in an einen geheimen Ort, den niemand Unbefugtes kennen darf. Die Rede ist vom geheimnisumwogenden „Friedhof der vergessenen Bücher“, der sich in Barcelona verbirgt. In ihm verstecken sich unendlich viele Bücher, die von der Welt vergessen wurden. Kaum haben die Zwei die Pforten zu diesem Ort durchschritten, weiht sein Vater Daniel darin ein, was nun zu tun ist: Jeder, der den Friedhof zum ersten Mal besucht, darf sich ein Buch aus den Regalen dort mitnehmen und dem Zauber des vergessenen Buches erliegen.
Auch Daniel unterzieht sich diesem Ritual und verirrt sich in den etlichen Korridoren, um letztlich das Buch zu finden, welches er sich aneignen möchte: „Der Schatten des Windes“ von Julián Carax, einem Autor, von dem er noch nie gehört hat. Binnen kürzester Zeit hat der Junge das Buch verschlungen und ist sowohl von diesem als auch vom Autor an sich fasziniert. Kurz darauf erhält der Bursche ein Angebot für sein Buch, das er mit so viel Liebe hütet, und mit dem Geldbetrag wären sie lange versorgt, doch Daniel schlägt es aus. Der Buchhändler Gustavo Barceló ist davon tief beeindruckt, versucht jedoch weitere Male sein Glück und bald erfährt Daniel auch warum: Carax‘ Bücher besitzen einen höchsten Seltenheitswert, da seit Jahren ein Irrer Europa unsicher macht, auf der Suche nach allen verkauften Carax-Bücher, um eben jene zu verbrennen. Imponiert wie der reiche Buchhändler von Daniel ist, behandelt er diesen wie einen Sohn und kümmert sich lange Zeit um ihn.
Die Spur von Carax verliert sich also ins Nichts, doch bald passiert etwas ganz anderes: Ein Mann, dessen Gesicht eine verbrannte, mit Narben verzierte Ledermaske ist, wendet sich an Daniel, um „Der Schatten des Windes“ zu erwerben – und seine Pfeife riecht nach verbrannten Büchern. Wieder schlägt Daniel ein hohes Angebot für Carax‘ Buch aus, doch langsam beginnt es, gruselig zu werden, da dieser unbekannte Fremde, der anscheinend der Bücher-Verbrenner ist, sich auch noch mit einem seltsamen Namen kleidet: dem Namen, den Carax in seinen Büchern dem Teufel höchstpersönlich gegeben hat. Schneller als Daniel sich umsehen kann ist er in einen Roman reingerutscht und auf der Suche nach einem Autor, was er besser unterlassen hätte.

Anmerkung zum Buch
Willkommen in den Straßen Barcelonas in einem solchen Ambiente, wie ich es schon lange nicht mehr vorgefunden habe! Protagonist ist Daniel, der uns als kleiner Junge vorgestellt wird, jedoch innerhalb dieses Buches immer mehr Jahre auf dem Buckel hat und schließlich gegen Ende ein junger, wenn auch noch immer recht unvernünftiger Mann geworden ist, der das Herz genau am richtigen Fleck hat.
Alles beginnt beim Friedhof der vergessenen Bücher, dessen Gast wohl jeder von uns einmal gern wäre. Schon da gewinnt man den Eindruck, dass eine verschwörerische Geschichte beginnt, doch bleibt dies nicht die ganze Zeit so. Zafón bedient nicht nur die Spannungs-Schiene á la Dan Brown, sondern erzählt auch von dem jungen Daniel, der langsam den Weg ins Leben finden muss. Es beginnt mit einer enttäuschten Liebe, dem Vergessen von Freunden und wie man neue dazugewinnt. Daniel lebt sein Leben und je weiter wir in die Geschichte tauchen, desto verrückter mag es langsam erscheinen, doch sprengt es nie den Rahmen. Er stammt aus einer Familie, die sich so gerade über die Runden halten kann und genießt daher auch nicht die allerbeste Ausbildung oder die besten Manieren – als er Fermine findet, ein in die Jahre gekommener ehemaliger Spitzel, merkt man, wie sehr Daniels Leben beeinflusst werden kann. Wo wir gerade schon bei Fermine sind – mit ihm kommt auch der Humor ins Buch. Er ist ein erfrischender Charakter, der Barcelona in noch düsteren Zeiten gesehen hat als es momentan bereits der Fall ist und der dank einer bewegten Vergangenheit so einiges auf Lager hat. Doch er ist nicht der einzige Charakter, der hier erwähnenswert wäre, doch würde die Liste wohl zu lang werden und das Ganze zu viel verraten. Doch macht euch darauf gefasst, dass es viele verschiedene Personen gibt, sowohl Gute als auch Böse so wie die, die sich auf dem schmalen Pfad dazwischen bewegen. Wenn ich nun wieder auf Daniel, den Protagonisten, zurückkomme, bleibt zu sagen, dass er mir sehr ans Herz gewachsen ist. Er ist neugierig, wagemutig, sympathisch und man kann gar nicht anders als mit ihm fiebern zu müssen.
Etwas, das ich auch sehr gut fand, war Zafóns Schreibstil – das Einzige, das wirklich sehr gewöhnungsbedürftig ist, sind immer wieder auftauchende spanische Begriffe, mit denen non-Espanol-Sprecher nicht wirklich etwas anfangen können. Aber nur äußerst selten sind gesamte Begriffe spanisch, meist begrenzt es sich einfach nur auf Orte oder Eigennamen. Ansonsten fiel die Sprache nur positiv auf und ich werde mich mit Vergnügen an Zafóns nächstes Buch setzen, denn es machte definitiv alles Lust auf mehr.

Zusammenfassend muss ich einfach nochmal betonen, dass es kein durchgehendes Spannungsbuch ist. Es beginnt mit dem spannenden Auftakt und daraufhin geht es kapitellang mit Daniels mehr oder minder normalen Leben weiter – darunter waren dann auch einige Seiten, auf die ich auch gut und gerne hätte verzichten können, da mich die Neugierde bezüglich Carax natürlich gepackt hatte und eben jener viele Seiten lang ignoriert wurde. Aber spätestens nach dem Auftauchen Fermins waren auch diese Seiten ein purer Genuss. Wer sich selbst dann noch nicht mit dem Buch anfreunden kann bzw. dem alles zu lange gezogen wird, dem kann ich wieder nur empfehlen: Durchhalten! Es kommt ein riesiger Abschnitt, in dem vieles aufgelöst wird und allein das ist schon ein Genuss – doch danach kommt erst noch der Teil, der einen wirklich in den Bann schlägt. Ab da wird man von der Spannung nicht mehr losgelassen und da kann das Buch auch für keine Pinkelpause mehr aus der Hand gelegt werden.

Fazit
„Der Schatten des Windes“ ist alles andere als ein eindimensionales Buch. Es wartet mit vielen spannenden Charakteren auf und webt ein Rätsel um einen Autor und ein Buch – fast wie eine Geschichte innerhalb der Geschichte. Ich kann dieses Buch eigentlich nur jedem weiterempfehlen! Es ist eine Bereicherung für jedes Bücherregal und wer es sich nicht anschaffen möchte, sollte es sich zumindest einmal ausleihen!

1 Kommentar:

  1. Oh "Der Schatten des Windes", - mein absolutes Lieblingsbuch. Besonders schön zu lesen, an kalten verschneiten oder verregneten Tagen! LG

    AntwortenLöschen